Die Debatte um Harvey Weinstein und die #MeToo-Bewegung machen die sexuellen Übergriffe öffentlich, die viele Frauen und auch Männer über lange Jahre schamhaft verschwiegen haben. Es ist gut und wichtig, dass sexistisches Verhalten und sexuelle Gewalt nicht hingenommen werden, und dass diese Kampagne ein Bewusstsein dafür weckt, dass sich das niemand gefallen lassen muss. Trotzdem beschleicht mich ein leichtes Unbehagen angesichts einiger Beiträge, die ich da lese und höre.
Naivität oder Berechnung?
„Man geht nicht zu einem Mann aufs Zimmer, um Perlen auf zu fädeln; so etwas zu glauben, wäre naiv“, sagte mir ein Mann, den ich vor 70 Jahren in einem Café auf den Champs-Elysées kennen lernte und der gern mit mir „Ménage machen“ wollte, was ich damals empört ablehnte. Waren die Frauen, die zu Harvey Weinstein aufs Zimmer gingen, alle so naiv? Oder waren sich zumindest manche von ihnen dessen bewusst, was auf sie zukam, und nahmen es billigend in Kauf; für eine Rolle in seinem nächsten Film? Ich bin mir da nicht so sicher. Aber ihre späte Empörung hat manchmal einen schalen Beigeschmack, auch wenn ich die Situation kenne, bedrängt und unterdrückt zu werden – hier meine Geschichte.
Kein Sex mit dem Chef: Kein Job mehr
Mit 18 Jahren bekam ich eine Stelle als Melkerin im Landwirtschaftsbetrieb einer grossen Industriefirma. Es gab ca. 80 Kühe, 24 davon konnten nicht mit der Maschine gemolken werden und waren in einem separaten Stall untergebracht. Diese Herde und ihre Kälber wurden mir zur selbständigen Betreuung anvertraut. Mein Chef, dem nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch der Fuhrpark, die Chauffeure und vieles andere mehr unterstand, förderte mich (so sah ich das damals), indem er mich an Sonntagen zu Viehschauen und ähnlichen Veranstaltungen mitnahm, viele Monate lang. Doch dann stand er eines Morgens bei mir im Stall, erkundigte sich nach meinem Ergehen und sagte wörtlich: „Vreni, du kannst alles von mir haben! Was wünscht du dir?“ Ich verstand nicht, worauf seine Frage abzielte und antwortete freudig: „Ich brauche einen neuen Mistkarren zum Ausmisten des Stalles.“ Er zog ab. Wenig später wurde ich in sein Büro zitiert und musste mir von dem 55-jährigen einen Vortrag über die Wallungen des Blutes anhören und wie anstrengend es sei, wenn sie kein Echo fänden. Meine unbedarfte Antwort: „Man muss sich ja vor sich selbst schämen, wenn man mit den Wallungen seines Blutes nicht fertig wird!“ Dies besiegelte mein Schicksal und ich erhielt die Kündigung. Später erfuhr ich, dass in diesem Betrieb Mitarbeiter nur dann eine begehrte Stelle bekamen, wenn der Alte mit der Ehefrau des Bewerbers schlafen konnte.
Männer, die ihre Macht ausnutzen
Als ich Dienstmädchen in Paris wurde, riet mir meine Mutter, meinen Verlobungsring auch nach der Auflösung weiterhin zu tragen, als Schutz vor männlichen Attacken, schliesslich stand Frankreich in einem verruchten Ruf. Mein Chef, dem ich das erzählte, als er mich auf meinen Ring ansprach, meinte dazu: „Wenn ich mit Ihnen Sex haben wollte, würde mich der Verlobungsring nicht daran hindern.“
Alles hat Konsequenzen
Es ist abscheulich, wenn Menschen ihre Machtposition nutzen, um andere sexuell auszubeuten, und obwohl Foltermethoden – glücklicherweise – weltweit geächtet und hierzulande verboten sind, wünsche ich mir manchmal, dass Vergewaltiger auch ausgepeitscht würden.
Aber man sollte doch bedenken, dass Sex immer auch als Währung diente, wenn es darum ging, sich Erfolg, Jobs oder Vorteile zu verschaffen.
Ich will das nicht bewerten, aber es stört mich, wenn Menschen, die diese Währung nutzen und daraus ihren Nutzen ziehen, sich später über Sexismus beklagen. Einige meiner Kollegen in der Landwirtschaft haben ihre Frauen überredet oder gezwungen, mit ihrem Chef zu schlafen, um ihren Job zu sichern. Ich habe nein gesagt und stand auf der Straße.
Wir haben immer wieder die Wahl – und jede Entscheidung, die wir treffen, hat Konsequenzen.
Die müssen wir auch tragen.
Liebe Verena,
ich schätze sehr an Dir Deine Lebenserfahrung und Deine Abneigung gegenüber dem immer mehr um sich greifenden schwarz/weiss-Denken. Es wird vieles zu sehr simplifiziert oder zu einseitig gesehen. Leider schützt die Presse da nicht, nein sie greift gierig nach jedem besonders schrillen Fall, vor allem wenn es negativ und polarisierend ist.
Ich denke da immer an den Schweizer Kachelmann . Die Frauenzeitschriften hatten ihn verurteilt, das Gericht folgte der geschürten Aufruhr und hätte er nicht Millionen Vermögen im Rücken gehabt und sich die besten Gutachter leisten können, säße er heute wegen Vergewaltigung im Gefängnis. Das ist die andere Seite – auch Frauen wollen Macht. Auch Frauen sind per se keine besseren Geschöpfe – sie sind dann nur etwas anders als Männer in ihren Vorgehensweisen.
Ich liebe diese Verschiedenheit von Mann und Frau und sehe sie nicht als Gegensatz sondern als Komplementär – sich ergänzend. Das sollte viel mehr im Mittelpunkt stehen – nicht Serien wie „War of the Gender“.
Danke Gerhard für Dein Feedback. Ich gebe Dir voll und ganz recht. Herzlichst Verena.
Liebe Ursula, danke für Dein Feedback, Ja, man kann auch nein sagen, wenn keine Gewalt im Vordergrund steht, wenn man die Konsequenzen akzeptiert., wie Du und ich. Beide haben wir in Kauf genommen, den Job zu verlieren oder nicht zu erhalten.
Wie geht es Dir, ich habe oft an Dich gedacht.
Liebe Verena, ich las erst eben,-nach dem Schreiben des FengShui Kommentars deine Frage, wie es mir geht. Bitte entschuldige!
Nun, ich bin zufrieden. Behandele den Tumor in meiner Brust nur mit Homöopathie und verschiedenen Nährstoffen. Selen, Vitamin D. ,Vitamin K, Asthataxin, etc. Er hat sich geschlossen und ist jetzt trocken. Schmerzen tut er auch nicht mehr und er ist deutlich kleiner geworden. Zudem habe ich fast 6 kg. zugenommen und die schreckliche, bleierne Müdigkeit ist weg. Allein das Beides ist ein sehr gutes Zeichen. Ich bleibe im Gottvertrauen, dass Alles gut ist und besser wird. Vor einigen Jahren hatte ich eine Begegnung mit Erzengel Auriel (das habe ich glaube ich schon mal geteilt) Er sagte mir, er sei der Führer auf dem Weg zu meiner Bestimmung. Das lässt mich im Vertrauen SEIN, dass da noch viel Schönes und lebenswertes kommt.
Ich wünsche dir eine gesegnete Zeit. Freu mich immer über deine guten Themen. Ursula
Harvey Weinstein ist einer von Unzähligen, die sich mittels ihrer Macht den Missbrauch von Menschen „erlauben“, sich diesen als kleinen Extrakick genehmigen. In meinen jüngeren Jahren habe ich gemodelt. War eingeladen in meiner Düsseldorfer Agentur, weil ich vom Chef eines eleganten Damenwäsche Unternehmens für den Laufsteg der bei der Igedo ausgesucht wurde. Ein verflixt gut bezahlter Job, der mir zudem viele Möglichkeiten eröffnet hätte. Mit meiner Mappe unter dem Arm wurde ich von R. dem Agenturchef empfangen. Küsschen rechts, Küsschen links … und dann leise DER SATZ: „Süße, wenn du den Job haben willst, musst du ein bisschen nett zu ihm sein, er will dich…“ Es gab keinen Zweifel, was damit gemeint war. In seinem verglasten Büro saß ein alter „Sack“, Haarschnitt wie zu NS Zeiten, roter Schweinkopf. Er glotzte unverhohlen zu uns rüber. Zu meinem Glück verfüge ich über eine Stimme, die Tote aufwecken könnte. WAAAS brüllte ich, ließ noch einen wenig damenhaften Kommentar in Richtung des Schweinekopfs folgen und machte auf dem Absatz die Kehrtwende. Ich glaube, die Frauen (und Männer), die dann „bereit“ sind, „das“ zu tun, (was es bekanntlich zuhauf gibt) müssen sich anschließend doch sicherlich übergeben, Dauerduschen und in eine Bulimie rutschen, um den Ekel jeden Tag wieder auszuspeien. Allerdings muss ich fairerweise auch sagen, dass ich etliche, gute Jobs bekam, ohne derartige „Angebote“