Was macht Kirche aus?

kirchenraumKürzlich war ich seit langem wieder einmal in der Kirche, anlässlich einer Konfirmation. Es war eine schöne Veranstaltung. Es wurde im Gottesdienst berichtet, dass die Konfirmanden in einem Lager das Thema Freundschaft bearbeitet hatten, und mit einem actionreichen Film hatten sie das, was sie über Freundschaft herausgefunden und erarbeitet hatten, kreativ umgesetzt.
Sicher, Freundschaft ist ein sehr wichtiges Thema für junge Menschen, und die Gruppenarbeit war bestimmt sehr nützlich und förderlich für ihre Entwicklung – aber ich bezweifle, dass man dazu die Kirche braucht. Im Rahmen dieses feierlichen Gottesdiensts wurden außerdem ein paar Lieder gesungen, das Vaterunser gesprochen, den jungen Menschen und der Gemeinde der Segen erteilt. Das war es dann.

Besinnlichkeit: Fehlanzeige.

Vielleicht ist es eine Generationenfrage, dass mir das Spirituelle, das Besinnliche, das Stille-Werden an sich, in diesem Gottesdienst fehlte. Aber genau das ist es, was ich mir eigentlich in der Kirche und im Gottesdienst erhoffe und erwarte.
Wenn ich die ganze Veranstaltung Revue passieren lasse, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Kirche sich den Leuten anbiedert, damit sie überhaupt kommen. Das finde ich sehr schade, denn gerade Spiritualität wird heute nicht nur gesucht, sondern auch dringend gebraucht.

Ein anderes Gottesbild

Zugegeben, ich hatte lange nicht mehr an einem kirchlichen Gottesdienst teilgenommen, weil ich das, was mir dort zumeist über Gott und die Welt vermittelt wird, so nicht akzeptieren kann. In der Kirche wurde mir beigebracht, dass alles von Gott kommt – das Gute, für das ich ihm danken soll ebenso wie das Schlechte, mit dem er mich prüfen will. Das stimmt für mich so nicht und passt nicht zusammen, denn wenn es im Vaterunser heisst: „Vergib uns unsere Schuld“, muss ich doch fragen, inwieweit ich überhaupt Schuld habe, wenn das Schlechte doch auch von Gott kommt – bin ich denn nicht für meine Schuld verantwortlich?

Ihr seht, Kirche ist für mich ein zwiespältiges Thema, einmal aufgrund der Lehre, mit der ich zwar in manchem, aber längst nicht in allem konform bin. Zum anderen, weil ich denke, dass die Kirche momentan das, was sie ausmacht – ein Ort der Spiritualität zu sein und Menschen Zugang dazu zu gewähren – verschenkt zugunsten einer fragwürdigen, anbiedernden Haltung.

Auch wenn ich sehr kritisch bin, ist mir dieses Thema wichtig, sonst würde ich nicht darüber schreiben … Wie geht es euch mit Kirche und Glauben? Spielt das eine Rolle in eurem Leben?

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5 Kommentare zu “Was macht Kirche aus?

  1. Liebe Verena, KIRCHE … (weder die katholische, noch die evangelische) hat für mich etwas mit Gott zu tun. Wenn ich unter dem Blätterdach eines Waldes bin, da fühle ich Gott. Oder unter dem unendlich weiten Blau des sich über uns spannenden Himmels. Wenn ich die herrliche Natur sehe, das Meer, den Wind spüre, auf meiner Haut …
    Die evangelische Kirche hat und hatte nie die Macht der Katholischen. Sie hat keinen Pomp, keine goldenen, juwelenbesetzten „Götzenbilder“ und Gefäße, (welche in großem Ausmaß aus den Morden an wehrlosen Indigenen Völkern stammen, oder von alten Menschen, die sich freikaufen wollten, bevor sie die Augen schließen)-Diese ganzen Schätze sind heute in den unterirdischen Tresoren des Vatikan gebunkert. Die Protestantische Kirche setzt eher auf die Selbstverantwortung der Menschen. Es gibt auch keine „Beichte“, die nach 10 runtergeleierten „Vaterunser“ Die Sünden schmelzen lassen … Agnes, eine Spielkameradin von mir, (1958 wir gerade 6 Jahre alt) hat mir sehr früh gezeigt, wo der „katholische Hase lang lief“
    Wir waren am Kiosk (damals „Bude“ genannt) bei „Tante Bade“, einer kleinen, sehr lieben alten Dame, die Not hatte, zu überleben. Ihr Mann war im Krieg gefallen. Sie war eine Seele von Mensch. Die Himbeerbonbons aus dem großen Glas kosteten 2 Stück 1 Pfennig. Wir waren seelig. Durften selbst ins Glas langen und sie uns herausfischen. Kriegten oft noch ein paar von ihr dazu geschenkt. Sie liebte Kinder und hatte ein großes Herz. Agnes resümierte stolz: „Ich habe mir 4 genommen. Die merkt das sowieso nicht.“ Ich war total entsetzt: „Agnes, dass ist klauen. Die Tante Bade ist immer lieb und dass darfst du nicht machen!“ Agnes antwortete völlig selbstsicher, dass das total ok war und ist: „Ich gehe am Sonntag wieder beichten. Dann ist das wieder gut. “ Pfui TEUFEL, was ist DAS für eine Kirche, für eine Wahrnehmung, Erziehung, dass eigentlich JEDE Schandtat weggewischt ist, wenn ich nur genug Gebete runterleiere, oder adäquat: genug Scheine in den Klingelbeutel werfe, oder Grundstücke, Häuser der Kirche vermachen! Der Teufel mit den goldenen Füßen!!! Missbrauchte Kinder, wo die Taten immer noch „runtergespielt werden“ … Katakomben unter Nonnen-Klöstern, wo hunderte von Neugeborenen Baby’s bei den Bauarbeiten für die U-Bahn in Essen gefunden wurden. (und die Gänge zum Männerkloster auch damit verbunden waren) DANKE- dass brauche ich nicht. Von der Echternacher Abtei (Luxemburg) gehen unterirdische Gänge auf die Deutsche Seite, zum Schloss Weilerbach, einem „Lustschloss“. Dort trieb man sein Unwesen. Mein Gott ist im Wald, unter freiem Himmel, unter aufrichtigen Freunden und immer dort, wo Liebe ohne Erwartung eines „Lohnes“ fließt. Wo Barmherzigkeit waltet. Wo ein Soldat sich weigert, einen Menschen zu töten, dem er Auge in Auge gegenübersteht.Wenn ich meine Tiere im Arm habe, als meine Tochter geboren wurde und ich die ganze Nacht mit ihr „Auge in Auge“ lag, sah ich Gott, den Himmel sah Gott-in der Unschuld, der Liebe. Keine Prunkbauten sind nötig, an denen dass Blut Unschuldiger klebt, um Gott zu spüren. Keine frommen Sprüche sind nötig, sondern Wahrhaftigkeit.

      1. Danke liebe Verena, du bist wirklich ein Vorbild. Schön, dass es solch mutige und starke Frauen gibt, die jenseits der 30 noch soviel Power haben.

        1. Liebe Ursula,was hast hier jenseits der 30,ich bin mit meinen 88 Jahren und 5 Monaten jenseits der 80.
          20 Jahre habe ich nichts mit der modernen Technologie gemacht,um meinen Nachfolgern die Sicherheit zu geben,dass sie besser sind als ich.Mit Internet etc habe ich erst vor 14 Monaten angefangen und es klemmt noch bei vielem.Schönen Tag wünsche ich Dir,Verena.

          1. Liebe Verena, dass bewundere ich ohnehin schon, wie du DASS Alles auf die Reihe kriegst. Auch Dir wünsche ich einen schönen Tag!

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