Was Lastwagenchauffeure leisten

lkwWie oft haben sie uns schon genervt, wenn sie vor uns Sicht und Weg versperrt haben. Wie oft habe ich schon gehört und gedacht, die fahren wie die Henker, an der Grenze der Legalität. Aber seit ich diese Woche einen Blick in die Arbeitswelt der Lastwagenchauffeure tun konnte, habe ich meine Meinung grundlegend geändert. Hut ab vor den Leistungen dieser Leute, fast schäme ich mich meiner gelegentlichen Ungeduld auf der Strasse.

Ich habe meine Firma zwar schon lange der nächsten Generation übergeben, aber ab und an helfe ich noch mit. So auch am Wochenende, als wir mit einem großen Stand auf einer Messe in Zürich vertreten waren. Der Lastwagenchauffeur, der nach der Messe unsere neun Paletten Messeausstattung wieder abholen sollte, war auf 10 Uhr bestellt. Um 11.30 Uhr war er noch immer nicht da, so erkundigte ich mich in der Zentrale nach seinem Verbleib. In den nächsten 30 Minuten sollte er eintreffen, hieß es. Eingetroffen ist er schließlich um 13 Uhr. „Welch eine Unzuverlässigkeit!“ dachte ich so bei mir.

Brutaler Zeitdruck

Nun, der Arbeitsablauf des armen Kerls sah so aus: Eine Stunde stand er im Stau, deshalb verpasste er die für ihn vorgesehene Abladezeit bei einem Grossverteiler und musste im „Strafraum“ warten, bis er wieder in der Schlange zum Abladen zugelassen wurde. Als er dann bei uns eintraf, rückte seine gesetzlich vorgeschriebene Pause von 90 Minuten schon bedenklich näher. Uns zuliebe wollte er den Transport noch vorher ausführen, und so legten wir los. Am Ladeort gab es ein Gerangel, weil auch andere Lastwagen beladen werden sollten. Schliesslich fanden wir einen Standplatz, mussten aber die Paletten ungefähr 70 Meter weit ziehen. Um 14 Uhr waren wir an der Rampe und er machte seine gesetzlich vorgeschriebene Pause bis 15 Uhr 30. Aber nicht einmal zur Toilette konnte er gehen, weil er seinen Lastwagen nicht verlassen durfte, falls ein anderer an die Rampe fahren wollte.

Immer unter Stress

Nach der Pause musste er noch mit zwei Paletten von Zürich nach Schaffhausen fahren und dann zurück nach Basel mit einer weiteren Ladung. Unser Magaziner Joachim war ob der Unpünktlichkeit recht ungehalten, bis ich ihm die Sache erklärte. Denn es ist so: Wenn der Lastwagen nur für uns fahren würde, könnte er die Zeiten schon einhalten, wie ein Taxi. Da aber die Kosten eine grosse Rolle spielen, müssen Leerfahrten möglichst vermieden werden.

Respekt!

Ich habe durch diese Begegnung viel gelernt und seither einen Heidenrespekt von der Leistung der Lastwagenchauffeure. Was diese Menschen leisten, unter was für einen ungeheuren Druck sie stehen, ist fast unvorstellbar. Seien wir in Zukunft in unseren Wünschen und Forderungen toleranter.

Woher kommt’s?

Der Onlinehandel boomt, die Post befördert immer mehr Pakete, trotzdem ist der Gewinn bei der Paketpost in der Schweiz zurückgegangen .Die grossen Versender Amazon und Zalando diktieren und drücken die Preise, und wenn die Dienstleister nicht mitziehen, gibt es ja genügend Unternehmen im Osten, die mit Billiglöhnen gerne in die Bresche springen.

Es sind immer die Letzten, die Untersten in der Kette, die die Zeche bezahlen. Wollen wir das wirklich so? Ist uns wohl dabei? Und, wenn nicht, wie können wir es ändern?

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