Letzte Woche habe ich darüber geschrieben, warum ich Bauernmagd wurde.
Hinter dieser Frage steht noch eine andere, nämlich die nach dem „sozialen Abstieg“: Ich war Bauernmagd, stammte jedoch aus einer großbürgerlichen Familie aus Spiegelfabrikanten und Buchgroßhändlern. Wie passt das zusammen?
Harte Kriegszeiten
Nun, es war Krieg, die Zukunftsaussichten waren allgemein sehr beschränkt und für uns M1 – Mischlinge ersten Grades – gab es gar keine. So gesehen war meine Tätigkeit auch den Umständen geschuldet. (zum Thema M1 und „Arisierung“ mehr nächste Woche)
Zufriedenheit ist wichtiger als Prestige
Wie meine Mutter meine Stellung als Bauernmagd, Dienstmädchen und Putzfrau verkraftet hat, weiss ich nicht; sie äußerte sich nicht weiter dazu. Damals profitierte sie ja davon, denn ich sorgte für Nahrungsmittel und verdiente mir meinen Lebensunterhalt. Ich selbst lehnte die Katalogisierung in „bessere Leute“ und in „kleine Leute“ oder „einfache Leute“ immer ab. Schon früh war für mich ein zufriedener Strassenkehrer mehr wert als ein unzufriedener Manager, der vielleicht nur mit den entsprechenden Ellbogen in diese Stellung gekommen ist. Ich selbst war mit meinem damaligen Leben zufrieden, ich stand auf eigenen Füssen.
Erfolg und Pflichterfüllung …
Der Wechsel in den Handel – als ich nach dem Tod meines Vaters seinen Buchgroßhandel übernahm – fiel mir schwer, aber er sicherte mir meine Existenz und etwas, was sich nicht ändern lässt akzeptiere ich auch. Karrieredenken, Sozialprestige und ähnliche Begriffe sind mir immer fremd gewesen und geblieben. Ich wollte einfach einen guten Job machen, meine Pflichten erfüllen und ein korrektes Leben führen. Dass ich dabei auch erfolgreich war, betrachte ich als eine „gute Note“ für meine Arbeit.
Wie seht ihr das: Sind Status und Sozialprestige heute noch ein Thema? Hat sich die Gesellschaft verändert und akzeptiert heute mehr als früher? Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Erfahrungen dazu mit mir teilt.