Parallele Welten: Wie unsere Gesellschaft auseinanderdriftet

muenzgeldDas Thema Parallelwelten ist zwar nicht neu, aber es beschäftigt mich so sehr, dass ich es aufgreife, zumal die Nachrichten auch voll davon sind. Bestimmt habt ihr auch davon gehört, dass der CEO einer Schweizer Grossbank mehr als 14 Millionen Salär für das Jahr 2017 erhält und dass Volkswagen 6,5 % mehr Gewinn gemacht hat und die Vorstände saftige Boni erhalten sollen. Fast zeitgleich mit obigen Meldungen sah ich einen Bericht aus den Gemüseplantagen in Spanien über die Lebensbedingungen der Landarbeiter. Diese Gegensätze erschüttern mich.

Viel Geld für wenig Risiko

„Und sie schämten sich nicht“ ist der Titel eines Buchs, der mir angesichts der hohen Bonuszahlungen der Konzerne in den Sinn kam. Diejenige, die diese Zahlungen erhalten, sehen sie als verdient an. Sie vergessen dabei, dass das Wort „verdienen“ von „dienen“ kommt und hinterfragen nicht, wie diese Gewinne zustande kommen. Dabei sind sie selbst keine Unternehmer, die ihr eigenes Vermögen einsetzen und somit auch das Risiko tragen, wenn es schief geht, sondern lediglich Angestellte, die mit fremdem Gut wirtschaften. So viel Geld, wie diese Leute verdienen, kann man gar nicht ausgeben. Auch diese Leute werden dick, wenn sie zu viel essen. Und wer ist es, der letztlich die Gewinne erarbeitet? Ein Arzt sagte mir einmal: „Ohne die Putzfrauen müssten wir das Spital schliessen.“

Unfassbare Arbeitsbedingungen

Die Putzfrauen, die Arbeiter, alle, die für wenig Geld viel leisten, mehren den Gewinn der Konzerne. Die Landarbeiter in Spanien schuften und hausen unter unwürdigsten Bedingungen. In dem erschütternden Bericht, den ich neulich sah, dienten Plastikplanen als Dach; die Arbeiter schlafen auf dem Boden, sie haben keine Toiletten und weitere sanitären Einrichtungen. Ihr Lohn ist mit den Gewerkschaften ausgehandelt und auf dem Papier wird er auch ausgewiesen. Aber letztlich werden einfach weniger Tage abgerechnet als effektiv gearbeitet wurden, so dass nur mehr ein Hungerlohn bleibt.

Alle stehen unter Druck

Dabei sind ihre Arbeitgeber nicht allesamt schlechte Menschen, die ihre Leute mies behandeln. Ihnen geht es kaum besser, denn sie stehen ebenfalls unter Druck – einem Druck, den sie an ihre Arbeiter weiter geben. Oft ist es so, dass sie den Preis für ihre Produkte nicht angemessen – also nach Aufwand und tatsächlichen Kosten – kalkulieren und entsprechend anbieten können. Die Waren werden vielmehr auf einer Gant versteigert, bei der die Großabnehmer den Preis bestimmen. Der ist häufig so niedrig, dass die Erzeuger kaum ihre Barauslagen decken können. Die Großabnehmer wiederum liefern sich mit diesen billig ersteigerten Waren Preisschlachten, bei denen nicht der Handel auf seine Marge verzichtet, sondern die Produzenten die Zeche zahlen. Und der Kunde, der immer auf Schnäppchenjagt geht, heizt diesen Preiskampf zusätzlich an. Nicht alle Schnäppchenjäger betreiben den Run auf günstige Artikel als Sport. Vielen bleibt heute gar nichts anderes übrig, weil das Geld hinten und vorne nicht reicht, weil die Löhne zu gering sind und die Mieten zu hoch.

Großer Reichtum für wenige, zunehmende Armut für viele: Eine Situation, die sich in den letzten Jahren verschärft. Aus ähnlichen Umständen entstand beispielsweise die französische Revolution.

Was meint ihr: Gibt es einen Weg aus diesem Dilemma? Ich freue mich über eure Kommentare.

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