Lasst die Kinder Kinder sein!

schulkindHeute möchte ich meine Gedanken zu einer Frage von Rolf mit euch teilen:
Was hältst Du von unserem Schulsystem? Werden die richtigen Fächer an den Schulen unterrichtet?

Ich masse mir nicht an, das heutige Schulsystem beurteilen zu können, dafür bin ich von der Praxis zu weit entfernt. Gedanken zum Thema Erziehung und Schule mache ich mir trotzdem.

Die Welt erkunden

Das Lernen fängt schon mit der Geburt an. Ein Baby lernt, Nahrung zu sich zu nehmen, und zeigt sein Wohlbefinden – oder das Gegenteil – vernehmlich an. Kaum kann es krabbeln, will es seine Umwelt erkunden. Und was passiert? Aus lauter Fürsorge wird es überall gebremst! Es könnte sich beim Ausräumen der Besteckschublade verletzen, beim Treppen erklettern könnte es herunterfallen und vieles mehr. Deshalb „bewahren“ es wohlmeinende Erwachsene vor allem, wohin sein Erlebnisdrang es treibt. Natürlich geht die kindliche Entdeckungsreise nicht immer ohne Blessuren ab, aber Kinder wissen meistens besser als besorgte Betreuer, was sie sich zumuten können.

Vertrauen lernen

Eine Woche vor dem Geburtstermin meiner Tochter hatte ich einen unverschuldeten Verkehrsunfall. Wir beide kamen nicht zu Schaden, aber ich lernte zu vertrauen. Wenn es nicht sein soll, dann passiert auch nichts. Kinder haben, wie man so sagt, einen Schutzengel und ich las damals den bemerkenswerten – beim ersten Hören verstörenden – Satz: Auch ein Kind hat das Recht auf den eigenen Tod. Dies hat mir meine fürsorgliche Ängstlichkeit genommen.

Leistung um jeden Preis ?

Später erwartet man dann in der Schule Eigeninitiative und selbständiges Arbeiten. Früher wurde einem in der Schule das Programm vorgesetzt und das musste man erlernen. Wir waren in der Volksschule 40 Kinder in der Klasse; heute wäre das undenkbar. Ich erlebe, dass die Kinder heute sehr viel mehr eingespannt sind und dass die Eltern zu Hause mit den Kindern lernen müssen. Ich hätte das neben meinem Beruf nicht leisten können und fragte damals den Lehrer, was ich unternehmen sollte. Seine Antwort war: Wenn das Kind den Lernstoff nur mit Unterstützung begreift, dann ist es nicht das richtige Niveau. Danach richtete ich mich. Meine Freunde meinten vor Jahren, mein Sohn müsse unbedingt das Gymnasium besuchen und sein Primarschullehrer wollte das auch. Da er für sein Alter sehr klein war, liess ich ihn testen. Das Ergebnis war, dass er auf vieles, wie Judo, Pfadfinder und andere schöne Freizeitaktivitäten zugunsten der Schule hätte verzichten müssen. Da diese meiner Ansicht nach sehr wichtig waren, kam er nicht aufs Gymnasium. Er hatte dadurch keine Nachteile im Leben.

Schreibtisch gegen Kehrbesen getauscht

Ich las kürzlich von einem Akademiker, der in einer Firmenhierarchie einen hohen Posten inne hatte und Strassenkehrer geworden ist und dabei glücklich und zufrieden ist. Er schätzt seine neue Freiheit, die Begegnung der Menschen auf der Strasse.

Leistungsstress von Kindheit an

Die Kinder heute stehen unter einem enormen Druck. Ich höre heute immer, die Welt sei komplexer geworden, die Kinder müssten vermehrt auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden.

Ja, was ist denn das für eine Zukunft, wenn den Kindern keine Zeit mehr bleibt, Kind zu sein? Dient der ganze Stress dazu, das materielle Niveau zu erhalten? Wo liegen die wirklichen Werte des Lebens? Es interessiert mich, wie ihr darüber denkt.

weniger-stress-mehr-kindheitZu diesem Thema ist im Karl Auer Verlag ein interessantes Buch erschienen
von Brian Alman: Weniger Stress – mehr Kindheit.

 

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3 Kommentare zu “Lasst die Kinder Kinder sein!

  1. Ja das hör ich auch immer wieder . Ich frage mich nur ob die wohl mehr in den Kopf bekommen? Als wir zur Zeit. Wir konnten noch draußen spielen gehen und mit anderen abmachen. Ich finde es sehr schade das die Kinder nur noch perfekt sein müssen.

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