Lasst der Jugend ihre Freiheit!

teenagerHier möchte ich einmal eine Lanze für die heutige Jugend brechen, sie ist nämlich viel besser als ihr Ruf. Täglich erlebe ich von jungen Menschen viel Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Wenn ich beispielsweise in den Zug einsteige, helfen sie mir mit dem Koffer. Oder wenn ich Jugendlichen auf der Strasse begegne und ich sie einfach nur freundlich ansehe, dann grüssen sie mich, auch wenn wir uns nicht kennen.

Regeln – aber auch Freiheiten

Woran mag das liegen? Vielleicht daran, dass ich für vieles Verständnis habe. Eine sorgfältige Erziehung war mir zwar immer wichtig; für meine Kinder hatte ich Regeln aufgestellt, die einzuhalten waren. Beispielsweise mussten meine Kinder mit dem ihnen zugeeilten Taschengeld auskommen, durften die Ausgehzeiten nicht überschreiten und mussten auch ihren Beitrag an die Hausarbeiten leisten. Aber darüber hinaus brauchen junge Menschen auch die Freiheit, ihre eigenen Erfahrungen zu machen.

Grenzen ausloten

Natürlich sind die jungen Leute mir manches Mal zu laut – aber war ich das in dem Alter nicht auch? Die Röcke der jungen Frauen sind für meinen Geschmack mitunter zu kurz und zu eng, aber auch ich lotete in meiner Jugend diese Grenzen aus. Als ich nach einem Jahr in Paris als 21jährige mit roten Fingernägeln und einer blonden Strähne im Haar meine Mutter besuchte, sagte diese, ich liefe wie eine Hure herum, und verbot mir, in diesem Aufzug das Haus zu verlassen. Aber auch ich liess mir diesbezüglich keine Vorschriften machen.

Positive Einstellung

Es hat sich glücklicherweise schon vieles verbessert: Jugendliche dürfen heute eine eigene Meinung haben und auch mal ein bisschen respektlos sein. Wobei ich sagen muss, dass ich Respektlosigkeit mir gegenüber noch nicht erlebt habe, nicht einmal dann, wenn ich mal einen Jugendlichen auf ein Fehlverhalten aufmerksam mache. Aber wenn ich mich schon jungen Menschen gegenüber kritisch geäussert habe, geschah es immer mit Humor. Es mag daran liegen, dass ich selbst eine positive Einstellung zu den Jugendlichen habe und meine eigenen Torheiten nicht vergessen habe.

Vorbild sein

Wir sollten uns auch immer fragen: Was leben wir als Erwachsene den jungen Menschen vor? Als neulich während des grossen Sturmes der Vorortzug wegen eines umgestürzten Baumes nicht weiterfahren konnte, war es ein 18-jähriger, der sich erbot, dem Zugfahrer beim Wegziehen des Stammes zu helfen. Keiner der älteren Fahrgäste war auf die Idee gekommen.

Gerne wüsste ich von euch: Wo geht ihr der jungen Generation mit gutem Vorbild voran?

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