Annett fragte vor zwei Wochen, wie man Arbeit und Familie als allein erziehende Mutter unter einen Hut bringt.. Einen Teil der Antwort habe ich bereits gegeben und will heute weiter darüber schreiben.
Ich habe kein Rezept dafür, wie es gelingt; ich kann nur mit dir, liebe Annett, und euch allen teilen, wie ich das Thema für mich gelöst habe und was ich daraus schließe.
Unterstützt von lieben Menschen
Ich denke, früher war es einfacher als heute und außerdem hatte ich einfach viel Glück. Mein Sohn war jeweils von Montag bis Freitag in einem Kinderheim. Das Wochenende verlebten wir zusammen. Als dann – er war damals 13 Jahre alt – meine Tochter zur Welt kam, versuchte ich es mit Haushälterinnen und erlitt Schiffbruch. Aber ich hatte das Glück, nette und liebe Menschen finden, die meine Tochter aufnahmen, während ich geschäftlich unterwegs sein musste. Mein Sohn fand Anschluss an eine Nachbarsfamilie. Und an den Wochenenden genossen wir die Gemeinsamkeit.
Büro im Rolls Royce
Eigentlich bin ich ein fauler Mensch und möchte mit der Arbeit möglichst wenig Mühe haben und wollte natürlich auch möglichst viel Zeit mit der Familie verbringen. Also suchte ich nach Möglichkeiten, wie ich dieses bewerkstelligen konnte. Zunächst einmal beschäftigte ich in den Zeiten des Jahres, in denen ich meine Kundenbesuche machte, einen Chauffeur. Dadurch schaffte ich mehr Kunden am Tag und war mit meiner Reisetätigkeit schneller fertig als meine Kollegen. Außerdem verwandelte ich mein Auto in ein „mobiles Büro“: Ich leistete mir einen bequemen Rolls Royce, in dem ich, während der Chauffeur mich durch die Lande und von Kundentermin zu Kundentermin fuhr, bequem Büroarbeiten machen konnte. Als eine der ersten in der Schweiz war ich Besitzerin eines Autotelefons, über das ich nicht nur berufliche Themen klären, sondern vor allem mit meinen Kindern Kontakt halten konnte, wenn ich auf Reisen war.
Verzichten, ohne etwas zu vermissen
Sehr unterstützend war, dass meine Kinder früh selbständig waren. Sie halfen beispielsweise im Haushalt mit, und da jeder seinen Beitrag leistete und wusste, was er zu tun hatte, funktionierte es. Gute Organisation war, wie ihr seht, das eine, worauf sich für mich die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf stützte; das andere war – ein vielfach ungeliebtes Wort – Verzicht: Kino, Theater, Vorträge, Partys, Besuche… das alles gab es in diesen Jahren nicht. Ausser Familie und Firma hatte nichts Platz in meinem Leben. Das mag euch merkwürdig vorkommen, aber ich vermisste in dieser Zeit nichts. Das Glück, das mir meine Kinder gaben, füllte mich vollkommen aus. Ich sagte mir immer, dass man kann nicht alles im Leben haben könne… aber ich habe sehr viel bekommen.