Von verschiedenen Seiten wurde ich gefragt, wie ich 1945 den Wirtschaftsaufschwung erlebt habe und ob ich aus der damaligen Erfahrung Empfehlungen für die jetzige Krise und die Zeit nach dem Shutdown hätte. Ich habe global keine Empfehlungen. Die Ausgangslage von damals war eine völlig andere. Deutschland war verarmt. Jahrelang konnte man noch nicht einmal die nötigsten Dinge kaufen. Man trug zerlöcherte Schuhe und Kleider, die schon x-mal geflickt oder ausgewaschen waren. Viele Häuser waren zerstört, mussten aufgebaut und die Haushalte wieder eingerichtet werden. Zwei Mal verloren wir bei Fliegerangriffen unser ganzes Hab und Gut. Um uns wieder einzurichten, hatten wir zwar das Geld, aber es gab nichts zu kaufen. Von Freunden erhielten wir einen Kochtopf, in dem meine Mutter unser Essen bereitete. Wir waren gezwungen, alle 5 (meine Mutter und wir vier Kinder) aus dem Topf zu essen, da wir keine Teller mehr besassen. Wir mussten auch auf dem Fussboden schlafen, da wir keine Betten mehr hatten. Wir waren aber auch nicht die Einzigen, denen es am Nötigsten fehlte. Es herrschten Zustände, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Das Abdecken dieser elementaren Bedürfnisse heizte den Konsum und die Wirtschaft an, nachdem der Krieg zu Ende war. Damals war ich 16 Jahre alt und ging ins Ausland arbeiten.
In den letzten Wochen waren wir zwar eingeschränkt und konnten nicht alles einkaufen und konsumieren, wie wir es gewohnt waren. Aber seien wir ehrlich, uns fehlte es an nichts. Wir hatten immer genug zu essen, Kleider zum Anziehen etc. Es gibt ja auch Stimmen, die in der Krise und dem damit aufgezwungenen Konsumverzicht und der entschleunigten Lebensweise Positives sehen. Ich hörte einen Unternehmer sagen, dass er durch die Verhältnisse gezwungen war, die Abende zu Hause zu verbringen. In den letzten 30 Jahren hatte er noch nie so viele Abende in der Woche am Stück mit seiner Frau zusammen verbracht. Und er bemerkte, dass er das Zusammensein genossen hat. Andere erzählen, dass sie die Heimat, die Natur und den Wald vor der Haustüre neu entdecken und erleben, dass auch die Nähe viel Schönes zu bieten hat. Die Ruhe am Himmel und dass sich die Natur erholt sind unbestreitbare gute Seiten des Lockdowns.
Nur, was sagt man den Menschen, die keine Arbeit und damit kein Einkommen haben? Die nicht wissen, wie sie die Miete, die Krankenkasse und all die laufenden Kosten bezahlen sollen. Ich verschliesse die Augen nicht vor den Ängsten und Problemen der Menschen, nicht wenn sie vor der Frage stehen: Wie weiter? Ich kann auch nicht für die gesamte Wirtschaft sprechen. Aber aus meiner Beratungstätigkeit von Einzelpersonen oder Firmen weiss ich, wie man sein persönliches Schicksal beeinflussen kann und dass die Einstellung den Unterschied bewirkt.
Zwei Beispiele dazu:
Einer befreundeten Austernverkäuferin wurde ein neuer Marktstandplatz zugeteilt. Von Anfang an war sie überzeugt davon, dass der neue Platz schlecht sei und der Umsatz war auch miserabel. Eine Woche lang versuchte ich sie davon zu überzeugen, dass der Platz gut ist. Und da sie langsam meine Argumente akzeptierte, stieg der Umsatz in bis dahin nicht gekannte Höhen. Vielleicht lag das auch daran, dass sie aufgrund der positiven Einstellung ein freundlicheres Gesicht machte. Diese positive Ausstrahlung zog die Kunden an. Gleiches passierte jetzt in der Coronakrise. Obwohl der Umsatz im Keller war, sagte ich ihr: Sei dankbar, dass du gesund bist, und 50 Euro sind besser als 10 Euro. Schliesslich dachte sie auch so, wie ich es ihr empfahl und siehe da, der Umsatz stieg und sie konnte wieder ruhig schlafen.
Eine andere Bekannte brauchte eine neue Wohnung. Es war eigentlich aussichtslos, etwas Bezahlbares zu finden. Ich empfahl ihr, ihre Wunschvorstellung aufzuschreiben. Das machte sie. Als letztes fügte sie noch den verrückten Wunsch nach einem Biotop dazu. Sie begann an die Erfüllung zu glauben, positiv zu denken und dankbar für alles zu sein. Wenige Tage später stiess sie im Internet „per Zufall“ auf die gewünschte Wohnung inklusive eines Biotops und erhielt sie auch. Bei negativer Einstellung hätte sie das Inserat vielleicht übersehen oder gegenüber den vielen anderen Mitbewerbern keine Chance gehabt.
Sicher, die gebratenen Tauben fallen nicht vom Himmel, wie ein Sprichwort sagt. Die Wünsche müssen realistisch sein und dürfen natürlich niemandem schaden. Auch für den Erfolg muss man sein Bestes geben und daran glauben. Wenn jemand sein Möglichstes tut, aber denkt, es läuft sowieso nicht, dann nützen alle Bemühungen nichts.
Es ist ermutigend zu sehen, was positives Denken alles bewirken kann!
Danke, Verena, für Deinen Blog-Beitrag.
Lieber Rolf, danke für Dein Feedback ,ich freue mich darüber. Verena.