Auf Leben und Tod: Organspende

apfel-mit-herzMit dem Thema Organspende wurde ich konfrontiert, als das Mädchen starb, von dem ich in meinem letzten Beitrag berichtete (Ihr erinnert euch? Es ging darum, wie leichtfertig wir mit Worten wie „Katastrophe“ umgehen).
Die Eltern, ohnehin mit ihrer Trauer beschäftigt, sollten in der tiefsten Not darüber entscheiden, ob sie Organe ihrer Tochter spenden wollten und dadurch anderen Menschen möglicherweise das Leben retten würden. Seither beschäftigt mich dieses Thema. Lange habe ich darüber nachgedacht und auch mit anderen diskutiert; Argumente dafür und dagegen abgewogen.

Wie würde ich mich entscheiden?

Für mich selbst bin ich zum Schluss gekommen, dass ich Organspende nicht gutheisse. Natürlich kann man mir vorhalten, ich hätte mich nie in einer solchen Situation befunden. Hätte ich mich beispielsweise dafür ausgesprochen, wenn eins meiner Kinder krank gewesen und durch eine Organspende hätte gerettet werden können? Hätte ich mich dafür entschieden, mein eigenes Leben durch eine Transplantation zu verlängern, in einer Zeit, in der meine Kinder noch klein waren und ihre Mutter brauchten? Es ist schwierig und ich fühle mich angesichts dieser Frage manchmal wie ein Blinder, der über Farben spricht.
Deshalb gilt das, was ich hier äußere, auch ausschließlich für mich selbst:
Ich würde mich gegen eine Transplantation entscheiden.

Fremde DNA und Abhängigkeit von Medikamenten

Was mich zu dieser Haltung bewegt, ist zum einen die permanente Abhängigkeit von Medikamenten, die für Transplantierte gilt. Außerdem weiß man heute, dass sich die DNA eines Menschen noch nach Jahrzehnten nachweisen und identifizieren lässt. Und da frage ich mich, was wohl passiert, wenn ich mir die DNA eines fremden Menschen einverleibe.

Dein Wille geschehe

Ich bin im christlichen Glauben erzogen worden. Im Vater Unser heisst
es: „Dein Wille geschehe“; das gilt für mich im Leben und auch im Sterben. Natürlich kann man es auch als Gottes Wille begreifen, wenn sich im letzten Moment noch ein neues Organ findet, das sich für eine Transplantation eignet. Aber ich glaube an eine Wiedergeburt, ein Leben nach dem Tod. Dadurch hat das Sterben für mich seine Schrecken verloren.

Wie gehen wir mit dem Sterben um?

Zugleich begreife ich, dass sich Menschen auch anders entscheiden: Ich sah im Fernsehen das Interview mit einer 16jährigen, die im allerletzten Moment eine neue Lunge erhalten hat und glücklich ist, dass sie wieder atmen kann und dass es aufwärts geht. Ich kann sie verstehen. Zugleich bringt es mich auf ein weiteres Thema, nämlich die Frage, wie ich mit dem Sterben umgehe und – das beschäftigt mich jetzt auch zum Tag der Kinder – wie man Kindern gegenüber das Thema „Tod und Sterben“ behandelt.

Habt ihr euch schon mit dem Thema Organspende befasst – allgemein oder aus persönlicher Betroffenheit? Ich freue mich, wenn ihr mir davon berichtet.

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4 Kommentare zu “Auf Leben und Tod: Organspende

  1. Liebe Ursula, liebe Dorothea , vielen Dank für Euer Feedback, es ist sehr wichtig, dass man darüber nachdenkt und spricht und dann seinem Gewissen folgt. LG Verena.

  2. Ich habe mir noch wenig Gedanken darüber gemacht, ob ich selbst ein Organ empfangen möchte. Dazu kann ich nichts sagen.
    Aber mit der anderen Frage: „Bin ich bereit zu spenden?“ habe ich mich auseinander gesetzt. Ich habe einen Organspendeausweis bei mir und bin zu einer Spende bereit. Ich bin auch froh darüber, dass wir in der Familie mit unseren Kindern (erwachsen) darüber gesprochen haben. Sie haben sich ebenfalls zur Organspende entschlossen. Somit haben wir eine Entscheidungshilfe für die schreckliche Frage: Soll ein Organ eines sterbenden Familienmitgliedes gespendet werden. Ich bin dafür, dass die Empfängerseite zumindest die Chance hat, ein Organ zu bekommen.

  3. … ich wollte noch etwas hinzufügen, zu meinem eben losgeschickten Kommentar:
    Es ist öfter davon zu lesen, zu hören, dass Menschen, die das Organ eines anderen Menschen bekommen haben, plötzlich Klavierspielen können (und es nie gelernt haben) Dass sich diese Menschen plötzlich völlig anders verhalten und nicht mehr Der/Die sind, die die Familie kannte und liebte…
    Ich denke, dass wir, sofern wir an Schöpfung und and Gott glauben, nicht Selbst versuchen sollten, ihm zu zeigen, dass wir es „besser“ können. Aber andererseits- wenn „man“ sein (vielleicht einziges) geliebtes Kind sterbend dort liegen sieht … , kann man es den Eltern verdenken, in ihrem Schmerz, dass sie SO entscheiden? Wenn ein Mensch dazu in der Lage ist, wie das junge Mädchen, mit der Lungentransplantation- hat es das Selbst entschieden. Das ist ein sehr heikles Thema, an welchem sich gewiss die Menschen sehr unterscheiden, in ihrer Wahrnehmung.

  4. Liebe Verena, wie immer hast Du ein sehr interessantes und bewegendes Thema für uns vorbereitet.
    Ich habe auch kein gutes Gefühl, wenn es darum geht, ein fremdes Organ in einen anderen Menschen zu „verpflanzen“. Ich denke, es wäre viel notwendiger, wenn man, bevor überhaupt eine Situation soweit eskaliert (abgesehen von einem Unfall), auch naturheilkundliche, oft ganz alte, bewährte Hilfsmittel einsetzen würde, anstatt sofort mit schweren Geschützen, Impfungen, Antibiotika, Cortison etc. den Organismus derart schwächt, das am Ende nur noch eine „solche“ Option bleibt. Oft ist das „Herumreißen“ des Ruders die Chance, wieder in die Balance zu kommen, damit die Lunge(n) zb. wieder arbeiten. Das will aber (fast) niemand hören, oder glauben. Ich selbst arbeite mit Homöopathie und anderen, wirklich simplen alten „Hausmitteln“ an einem Tumor. Der Erfolg ist deutlich. Danke, dass du Menschen motivierst. Alles Gute Dir. Ursula

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