Am Aschermittwoch gehört es zur Tradition, dass hier verbale Hiebe an die politischen Gegenspieler ausgeteilt werden. Aber die Reportage über den politischen Aschermittwoch der AFD in den Nachrichten des ZDF hat mich zutiefst erschüttert. Der Vorsitzende der AfD Sachsen-Anhalt zog darin in übelster Weise über die in Deutschland lebenden Türken her. Eine solche Diskriminierung ist völlig inakzeptabel. Doch noch schlimmer als die Beleidigungen an sich war für mich die grenzenlose, jubelnde Begeisterung und Zustimmung der Zuhörer.
Spiessrutenlaufen für Nicht-Nazis
Mit Entsetzen wurde ich an meine Kindheit erinnert. Als Mischlinge 1.Grades durften wir nicht dem Bund deutscher Mädchen BDM beitreten. Wenn es an der Schule hiess: „Morgen erscheinen alle in der Uniform“, dann versuchten meine Schwestern und ich zwar, auch eine weisse Bluse zu tragen, um so wenig wie nur möglich aufzufallen. Ein Spiessrutenlaufen war es trotzdem jedes Mal.
Keine Hitlerjugend-Uniform zu Hause!
Mein Bruder schaffte es, mit Hilfe unserer Grosseltern, die auch seine Uniform bezahlten, bei der Hitlerjugend aufgenommen zu werden. Meine tapfere und konsequente Mutter erlaubte jedoch nicht, dass er mit der Uniform die Wohnung betrat, weshalb er sie jeweils im Keller an- und ausziehen musste. Wäre die Haltung meiner Mutter bekannt geworden, hätte man sie ins KZ gebracht.
Die Saat des Hasses ist aufgegangen.
Nürnberg war eine Hochburg der Nazis. Der Gauleiter lies in der Stadt Schaukästen aufhängen mit Propagandatexten und -bildern, die die Juden diskriminierten. Eines Tages sagte mein Bruder zu meiner Mutter: „Die Juden müsste man doch umbringen“. Meine Mutter war entsetzt und fragte ihn, wie er darauf komme. Er sagte, er hätte die Aushänge in den Schaukästen von Gauleiter Streicher gelesen und sich dadurch ein Bild machen können über „diese Leute“. Er war damals gerade 12 Jahre alt. So wirkt die Saat des Hasses.
Auf der ADF-Veranstaltung ist diese Saat jedenfalls aufgegangen, das zeigte die begeisterte Reaktion der Anwesenden und das macht Angst.
Ich habe nur meine eigene höchstpersönliche Meinung aufgrund meiner individuellen Beobachtungen ausgesprochen – als eine Art Denkanregung und gegen Pauschalisierungen.
Es hat absolut nichts mit LichtWesen zu tun.
Ich hatte nur die Tatsache erwähnt daß wir bei LichtWesen Mitarbeiter aus unterschiedlichen Kulturkreisen haben und das sehr gut geht – was ich als sehr positiv empfinde. Was daran verwerflich ist – das habe ich nicht erkannt.
Ich werde in Zukunft keinerlei Kommentare mehr machen und suche gerade wie ich mich von diesem einen Blog abmelden kann, dem einzigen in den ich jemals etwas schrieb.
Ich bin schockiert, einerseits über das unsägliche Verhalten der AfD und deren Beifallklatschern, als auch über den Kommentar von Gerhard Pieroth. Bildungsbürgertum??? An Herzensbildung haben diese Leute jedenfalls herzlich wenig erfahren, sonst könnten sie eine Partei wie die AfD gar nicht wählen. Was mich am meisten aufregt ist das Wort “Protestwähler“, denn damit wird unterstellt, dass erwachsene mündige Menschen, darunter auch das angebliche Bildungsbürgertum, gar nicht wirklich wollen, was sie gewählt haben. Das menschenfeindliche Parteiprogramm war hinlänglich bekannt. Wer ist so blöd und wählt das, was er eigentlich nicht will? Der Faschismus sitzt in den Köpfen, bisher gut kaschiert, jetzt wird er wieder hoffähig. Wehret den Anfängen.
Liebe Verena,
natürlich verstehe ich Deine besondere Vorprägung und ich wuchs in einer Familie auf, die völlig gegen Krieg und die Hitlerzeit war. Keine Heroische Illusionen oder so was. In unserer Firma LichtWesen praktizieren wir das Zusammenarbeiten mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Also – sieh mich als total unverdächtig jeglicher Neo-Nazi Ideen an.
Anders als in der Zeitung steht, sind die AFD-Wähler die ich gut kenne Bildungselite und haben sehr wohl ihre Wahl bedacht und sind keine Gewohnheitswähler. Sie würden der AFD auch nicht zu einer Mehrheit verhelfen, wählten jedoch aus Protest diese, weil keine Gefahr bestand daß die AFD irgendwie mitregieren würde und weil die anderen Parteien nur „Weiter so!“ wollten.
Ich würde mir wünschen, daß einige der Themen von den anderen Parteien aufgegriffen werden und sachlich diskutiert werden und sich so mehr Bürger von ihren Politikern vertreten fühlen. Das wäre gut für die Demokratie. Es stimmt mich bedenklich wenn in allen Parteien Politiker sind, die nie normal arbeiteten und eigentlich Berufspolitiker sind – verstehen die den Durchschnittsbürger ? Sind Parteien nicht auch Schmarotzer am Bürger geworden?
Es ist zu viel „Blauäugigkeit“ da, Wunschdenken und der Bürger sollte für seine vielen Steuern mehr Service von Staat bekommen, z.B. ein funktionierendes Rechtssystem. Wenn man nicht bekannt durch Funk und Fernsehen ist, kann man sterben bevor einem der offensichtlich zustehende Schadensersatz von Gericht zugesprochen wird. Für Herrn Brögelmann wird in einer Woche entschieden, und das sogar am gleichen Gerichtssitz, nur in einer anderen Kammer.
Summa sumarum denke ich, daß weniger als 5% Neo-Nazis wollen, aber etwa 40% sehen Bedarf für Veränderungen am eingeschlafenen und selbstgerechten Verhalten der etablierten Parteien.
Musste das schreiben, obwohl ich sonst eigentlich nicht politisch bin.
Es wird mir aktuell zu viel simplifiziert und polarisiert.
G.P.
@Gerhard Pieroth: Die AfD-Wähler, die Sie persönlich kennen, gehören zur „Bildungselite“ und Sie selbst können ja gar kein Nazi sein, weil ihre Herkunftsfamilie schon gegen die Nazis war? Das ist albern. Meine Familie bestand im Dritten Reich zu einem beträchtlichen Teil aus Nazis, trotzdem bin ich keiner. Es handelte sich dabei um gebildete, studierte Leute; Professoren, Forscher und Ärzte, die der Nazi-Ideologie anhingen, einige davon auch noch nach dem Krieg und unbelehrbar bis ins hohe Alter.
Bildung schützt nicht vor Rechtsradikalität. Und was die fünf Prozent angeht: Verena hat es ja sehr exakt beschrieben, dass Poggenburgs verbale Entgleisung beim politischen Aschermittwoch – er bezeichnete Türken darin als „Kameltreiber, die in Deutschland nichts zu melden haben“ – nicht von 5 Prozent, sondern vom gesamten Saal mit brüllendem Applaus und den Parolen bedacht wurde. Verena schreibt ausdrücklich, dass es eben NICHT nur die Rede des Vorsitzenden war, sondern die breite Zustimmung und der Rassismus des Auditoriums – „Abschieben, abschieben!“ schrien die AfD-Anhänger – sie so erschreckt hat. Es ist grauenhaft, und die Parallelen, die Verena Gyr zum Dritten Reich zieht, sind absolut treffend. Um das zu sehen, braucht man keine „besondere Vorprägung“. Gesunder Menschenverstand würde schon reichen.
Liebe Verena – bitte machen Sie weiter so! Hören Sie nicht auf, zu mahnen und uns darauf aufmerksam zu machen, wenn braunes Gedankengut wieder an die Macht zu gelangen droht. Danke für Ihre Blog!
Die Frage ist doch: Wer simplifiziert und polarisiert denn hier? Einzig und allein Sie, Herr Pieroth! Ich bin entsetzt, dass Sie mit der AfD sympathisieren und Verständnis zeigen für Menschen, die sich als Opfer aufführen und aus Protest eine rechtsradikale Partei wählen. Meine Sympathien für Lichtwesen sind damit Geschichte.
Liebe Frau Ebli,
ich leite die Firma LichtWesen und energetisiere alle Produkte. In unserem Team arbeiten 2 türkischstämmige und eine kenianische Mitarbeiterin (die als Flüchtling nach Deutschland kam) und wir haben einen wertschätzenden, respektvollen Umgang miteinander. Das ist mir persönlich sehr wichtig. Ich selbst denke und handle differenziert – und wer mich persönlich kennt, weiß das.
Ich will noch einmal klar stellen, dass die Aussage von Gerhard Pieroth seine persönliche Meinung ist und Sie werden niemanden in der Firma LichtWesen finden, der diese Meinung teilt.
Lieber Gerhard Pieroth, danke für Deinen Kommentar. Auch ich habe Verständnis für den Unmut vieler Bürger, die sich vom Staat, den Politikern verschaukelt fühlen. Egal welcher Partei sie angehören, da hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus. Dominierend ist der eigene Profit. Ob es um den Dieselskandal in Deutschland oder den Postautoskandal in der Schweiz geht, nach dem Sprichwort Sauhäfeli,Saudeckeli. Nur, aus diesem Grunde eine Partei zu wählen,mit der man sich nicht identifizieren kann , ist ein gefährliches Spiel, denn „die Geister die ich rief, die werd ich nicht mehr los. “ LG Verena.
Sprechen Sie damit im Namen aller von Lichtwesen, Gerhard Pieroth, oder ist das ihre rein persönliche Meinung? Es klingt nämlich danach, als würden Sie im Namen der Firma Lichtwesen sprechen 😉
Hallo Tr3cool, das ist ausschließlich Gerhard Pieroths Meinung – er hat dazu mittlerweile ja auch selbst Stellung genommen und das klargestellt. Ich selbst arbeite seit mehr als fünf Jahren bei LichtWesen und teile seine Meinung definitiv nicht. Unser Leitmotiv ist „bewusst und erfüllt leben“. Das bedeutet für mich, wachsam zu sein und Verantwortung für mein Leben und meine Entscheidungen zu übernehmen. Ich würde niemals aus Protest eine Partei wählen, hinter deren Zielen ich nicht stehe. Und ich würde niemals die AfD oder eine andere Partei wählen, die mit neonazistischem, antidemokratischen, populistischen und fremdenfeindlichen Inhalten unterwegs ist und deren Mitglieder und Unterstützer derart gewaltbereit und hasserfüllt sind. Verena hat deutlich beschrieben, wie schnell die gefährliche „Saat des Hasses“ aufgeht. Und angemerkt, dass es andere Möglichkeiten gibt, seiner Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen – indem man beispielsweise selbst politisch aktiv wird.
Lieber N.N., nach langem Nachdenken über Deine Ausführungen will ich Dir noch eine Antwort geben. Bei allem Verständnis für den Unmut vieler Bürger über Unbefriedigendes gibt es nur eines, sich selbst in den Dienst der Sache stellen, mit machen, in den Parteien und in den Gremien. Nur so können wir etwas verändern.
lg Verena.
Liebe Verena,
ich danke dir, dass du immer wieder aus deiner Jugend und von deinen Erfahrungen in der Nazi-Zeit schreibst. Ich finde das so wichtig, denn du bist Zeitzeugin und kannst dadurch die Parallelen erkennen – und auch wie Aussagen und Diskriminierung sich langfristig auswirken. Ich kenne das ja nur aus Geschichtsbüchern und Filmen.
Ich finde es so wichtig, dass wir achtsam und wachsam sind, dass sich Geschichte nicht wiederholt – obwohl es ja trotzdem immer wieder geschieht. Daher sind solche eigenen Erfahrungen wie du sie gemacht hast so wichtig.
Ich würde mich freuen, wenn du berichteten würdest, wie der Alltag als „Mischling 1 Grades“ aussah. Wie deine Schulkameraden und die Nachbarn damit umgegangen sind, wie du das empfungen hast und wie sich das auf deine Einstellung und den Verlauf deines Lebens ausgewirkt hat.
Danke
Petra
Liebe Petra, ich danke Dir für Dein Feedback. Gerne nehme ich Deine Anregung auf, mehr aus meiner Jugend in der Nazizeit zu berichten. Spontan fällt mir dazu ein : Ein Nachbar, Geiger im Orchester des Nürnberger Opernhauses spuckte nach der Kristallnacht jedes Mal, wenn er meiner Mutter begegnete aus bis mein Bruder einmal sagte “ Mama mach Spucke, damit Du auch spucken kannst „, eine lebensgefährliche Bemerkung. Aber sie hatte die Wirkung, dass der Mann die Stuckerei unterließ. LG Verena.